Definition der Refertilisierung: Dr. Mehrdad Fallahi (Androloge in Aachen)
Möchte der Mann nach einer Sterilisationsoperation wieder zeugungsfähig sein, gibt es die Möglichkeit durch eine Refertilisierungs-Operation die im Vorfeld durchtrennten Samenleiter wieder zusammenzufügen. Hierbei handelt es sich um einen Eingriff der Mikrochirurgie.
Auch unter dem Begriff Vasovasostomie bekannt, werden nach Hauteröffnung die beiden Samenleiter erfasst und die im Zuge der vorangegangenen Vasektomie verschlossenen Enden entfernt. Ist die Durchgängigkeit der Samenleiter gegeben, werden die nun wieder freien Enden unter einem Operationsmikroskop zusammengefügt. Die Spermien können so in das Ejakulat gelangen.
Ist während der Operation keine Durchgängigkeit beider Samenleiterenden gegeben, entscheidet sich der Operateur für eine Tubulovasostomie. Hierbei wird das obere Ende des vorher durchtrennten Samenleiters direkt mit dem Nebenhodenkanälchen verbunden. Die Samenzellen gelangen nun vom Nebenhoden in den wieder frei passierbaren Samenleiter.
Die Erfolgschancen einer Vasovasostomie
Nach einer bereits durchgeführten Vasektomie lassen sich ungefähr 5 Prozent der Patienten refertilisieren. Die Chance, dass die Operation erfolgreich abgeschlossen wird, d.h. dass eine erneute Durchgängigkeit der Samenleiter erreicht werden kann, liegt bei bis zu 90 Prozent. Die Erfolgschance wiederum, dass nach einer Refertilisierung eine Schwangerschaft der Partnerin erfolgt, beträgt bis zu 60 Prozent. Die Aussichten auf Erfolg hängen dabei u.a. von der Länge des Zeitraums ab, der zwischen der Vasektomie und der Refertilisierung liegt. Je länger die Vasektomie zurückliegt, desto geringer wird die Chance auf Erfolg.
Die oben angegebenen Prozentzahlen beziehen sich auf den besten Fall. Ein weiterer Faktor stellt darüber hinaus die generelle Zeugungsfähigkeit des Mannes vor der Sterilisation dar. Wenn er eine gute Zeugungsfähigkeit aufwies, so ist es wahrscheinlicher, dass die Refertilisierung ihn erneut zeugungsfähig macht. Ein weiteres Kriterium, um den Erfolg einer Vasovasostomie zu begünstigen, ist die Expertise des operierenden Arztes. Die Refertilisierung verlangt hohe Konzentration, eine ruhige Hand, Feingefühl sowie Erfahrung bzw. Übung. Je mehr Refertilisierungen der Urologe bereits durchgeführt hat und je höher somit seine Praxiserfahrung ist, desto wahrscheinlicher ist er ein geeigneter Operateur für diesen Eingriff.
Der Unterschied zwischen Vasovasostomie und Tubulovasostomie
Sowohl die Vasovasostomie als auch die Tubulovasostomie dienen der Refertilisierung des Mannes nach einer Vasektomie. Als Operationsverfahren wählt der operierende Urologe zunächst die Vasovasostomie. Bei der Vasovasostomie werden die beiden Samenleiterenden, die vorher durch die Vasektomie durchtrennt wurden, wieder zusammengeführt und damit für Samenzellen durchlässig gemacht. Die Vasovasostomie ist also die 1:1 Rückgängigmachung der Vasektomie. Während der Operation werden die Samenleiter auf Durchlässigkeit und Spermienkonzentration überprüft.
Bei manchen Patienten ist diese Prüfung nicht zufriedenstellend, sodass im Rahmen der gerade stattfindenden OP umdisponiert werden kann. Es wird auf die Tubulovasostomie zurückgegriffen. Hierbei werden die Samenleiter direkt mit den Nebenhodenkanälchen verbunden, sodass Samenzellen direkt von dort den Weg durch die Samenleiter finden können.
Mögliche medizinische Risiken bei der Refertilisierung
Davon ausgehend, dass die minimal invasive Operation von einem geübten und erfahrenen Urologen durchgeführt wird, kann das medizinische Risiko geringer gehalten werden. Trotz dass es sich bei der Refertilisierung also um einen diffizilen Eingriff handelt, kommen Komplikationen selten vor. Ein medizinisches Risiko kann bei einer Operation allerdings nie zu hundert Prozent ausgeschlossen werden, u.a. können folgende Risiken auftreten: Ein bestehendes Risiko ist, dass eine Blutung während der OP oder Nachblutungen mit der Bildung eines Blutergusses auftreten. Es ist außerdem möglich, dass sich die Wunde infiziert. Ist der Infekt tieferliegend, können sich dort ebenso Abszesse bilden. Weiterhin kann eine Nebenhodenentzündung entstehen. Schließlich müssen als kurzfristige Folge nach dem Eingriff Schmerzen genannt werden. Beim Auftreten dieser Beschwerden muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Über alle Risiken einer Vasovasostomie bzw. Tubulovasostomie klärt der Urologe innerhalb des ausführlichen Aufklärungsgespräches auf.
Der Ablauf der Vasovasostomie und die Nachsorge
Die Vasovasostomie wird im Normalfall ambulant durchgeführt, sodass für den Patienten kein Aufenthalt in einer Klinik eingeplant werden muss. Er kann nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen. Im Andrologie-Zentrum Aachen erfolgt die Operation unter Vollnarkose. Die wesentlichen Handgriffe des Arztes sind zuerst der Hautschnitt am Hodensack und das Aufsuchen der Samenleiterenden, um diese frei zu präparieren. Der nächste Schritt ist nun das mikrochirurgische Verbinden der Enden mit einer mehrschichtigen Naht. Der operierende Urologe benötigt hierfür eine Lupenbrille, da der verwendete Faden beispielsweise nicht mit dem bloßen Auge gesehen werden kann und der gesamte Prozess sehr diffizil (kompliziert) ist. Zum Abschluss der Operation wird die Hodensackhaut durch eine Naht wieder verschlossen. Bis die Narkose nicht mehr wirkt, bleibt der Patient in der Praxis bzw. der Klinik und kann in Begleitung den Heimweg antreten, sobald er dazu in der Lage ist.
Eine Zeit lang muss sich der Patient nach der Refertilisierung körperlich schonen, damit die Wunde gut und schnell verheilen kann. Meist genügen dafür ein paar Tage, bis er sich wieder fit fühlt. Eine lokale Kühlung fördert den Heilungsprozess und ist empfehlenswert. Über alle empfohlenen Nachsorgemaßnahmen informiert der Urologe im Aufklärungsgespräch ausführlich.